Hilfe, mein Kind kann nicht alleine einschlafen?!

Ist mein Kind ein Schreibaby? Baby schreit ständig -gefuehlvolle_Familien

Bevor wir uns dieses Thema genauer anschauen, möchten wir erstmal klären, was eigentlich der Unterschied zwischen eigenständig und alleine Einschlafen ist.

 

Eigenständig einschlafen ist das Einschlafen ohne elterlichen Input (Streicheln, Kuscheln, Händchen halten, usw.) aber MIT Anwesenheit einer Bezugsperson.

Beim alleine Einschlafen hingegen, schläft das Kind tatsächlich komplett ohne Input und Anwesenheit ein.

 

Sowohl das alleine, als auch das eigenständige Einschlafen entspricht nicht der Norm.

Es gibt zwar einige Kinder oder Babys, welche von sich aus nicht viel Einschlafhilfe benötigen, aber die meisten Eltern begleiten ihre Kinder bis ins (höhere) Grundschulalter noch in den Schlaf!

 

 

Wir alle haben Steinzeitbabys!

 

Klingt erstmal verrückt, ist aber tatsächlich so. Früher war es überlebenswichtig, dass unsere Babys auf sich aufmerksam machen, sobald sie alleine gelassen werden. Alleine Schlafen bedeutet für ein Baby also Gefahr, Angst gefressen zu werden. Auch wenn wir uns heute im 21. Jahrhundert befinden und unsere Babys sicher sind, entwickelt sich das Nervensystem unserer Babys nicht automatisch weiter.

 

Es ist also total natürlich, wenn dein Baby nicht alleine schlafen kann, zum Einschlafen eine Bezugsperson benötigt und/oder länger mit Körperkontakt schläft.

 

Gerade bei hochsensiblen Kindern spielt die Einschlafbegleitung eine wichtige Rolle. Sie hilft einem Kind zu entspannen, runterzufahren, die Reize des Tages zu verarbeiten, um dann entspannt einschlafen zu können. Kinder sind vor dem 4. Lebensjahr nicht in der Lage, sich selbst zu beruhigen, hochsensible Kinder oftmals noch viel später. Sobald ein Kind sich unsicher fühlt, reagiert der Sympathikus (die Alarmanlage deines Kindes) auf die Situation mit Weinen, um auf sich aufmerksam zu machen. Den Parasympathikus (der Gegenspieler des Sympathikus) können unsere Babys nicht von alleine aktivieren, sie sind in solchen Momenten auf die Co-Regulation einer Bezugsperson angewiesen.

 

Aber keine Sorge, sollte dein Baby oder Kleinkind von sich aus wenig bis gar keinen Input zum Einschlafen benötigen, so ist dies absolut ok. Jedes Kind ist anders.

 

 

 

 

 

 

Woher kommt eigentlich der Wunsch, dass ein Kind alleine einschlafen MUSS?

 

Dies könnte verschiedene Gründe haben:

 

Einen großen Einfluss haben hierbei sicherlich die Vielzahl an Schlafcoaches, welche auf diversen Social Media Plattformen behaupten, dass ein Baby oder ein Kleinkind alleine einschlafen MUSS, da es nur dann auch alleine weiterschlafen kann.

Dies wird darin begründet, dass wenn ein Kind beispielsweise kuschelnd oder stillend einschläft und es nachts aufwacht, genau dieselbe Situation wieder vorfinden muss, um entspannt weiterschlafen zu können.

Hierzu kann man ganz klar sagen: die Vorgehensweise ist zu hinterfragen. Der Beruf selbst ist noch recht frisch und ehrlicherweise muss man ebenso erwähnen, dass es kein geschützter Begriff ist. Jeder kann sich Schlafcoach nennen und jeder kann andere ausbilden. Hier ist Vorsicht geboten!

Ein Kind muss nicht alleine einschlafen, um eigenständig weiterschlafen zu können.

Dies können wir an einer Vielzahl von Praxisbeispielen widerlegen.

Das eigenständige Weiterschlafen wird von vielen Dingen beeinflusst: der Individualität des Kindes, dem individuellen Nähe- und Sicherheitsbedürfnis, durch die Tagschlaf-Struktur, die Reizempfindlichkeit am Tag, usw. –

Du hast keine Garantie, dass dein Kind durchschläft, nur weil es alleine einschläft.

Versprochen!

 

Häufig spielen auch versteckte Glaubenssätze oder veraltete Einstellungen der Gesellschaft mit rein. “Dein Kind sollte aber mit 3 Jahren jetzt auch mal alleine einschlafen können!”

Ich denke, viele von euch kennen dies.

Man muss hier dazu sagen, dass “früher” die Kinder auch häufig in ihren Betten schreien gelassen wurden. Das war “damals” gang und gäbe. Und natürlich schlafen die Kinder dann recht schnell alleine ein. Aber nicht weil sie es lernen oder sich selber beruhigen, sondern weil sie aufgeben.

Dr. Ferber, der diese Methode publik gemacht hat, distanziert sich auch heute davon und empfiehlt es nur in absolute Ausnahmefällen, das heißt dann, wenn die Gesundheit der Eltern oder des Kindes in Gefahr sind.

Heutzutage wird dies zum Glück nur noch sehr selten praktiziert. Wir haben in unserer Generation verstanden, dass diese Art weder bedürfnis- noch bindungsorientiert ist und einem so hilflosen Wesen so etwas nicht zugemutet werden sollte.

 

Ein weiterer Grund ist, dass man einfach endlich Feierabend möchte. Ich glaube, wir kennen es alle: Man liegt teilweise ewig neben dem Kind und wartet nur darauf, dass es doch ENDLICH einschläft. Verständlicherweise.

Die Einschlafbegleitung, auch wenn man dies vielleicht nicht gerne hört, gehört genauso zu den Aufgaben des Elternseins, wie Essen zubereiten, Hygiene und Betreuung.

 

Auch bei Geschwisterkindern kann es das Zubettbringen natürlich erleichtern, wenn ein Kind alleine einschläft.

 

Last but not least: die Angst vor Gewohnheit.

“Wenn ich es immer in den Schlaf kuschele, wird es ja NIEMALS lernen alleine einzuschlafen!”

Doch wird es! Und zwar dann, wenn ihr so weit seid!

 

 

Was ist aber, wenn ich nun wirklich den Wunsch verspüre, dass mein Kind alleine einschläft und ich denke, dass es dies auch könnte, wie gehe ich dies sanft an?

 

 

Am einfachsten ist es, wenn man Zeit vergehen lässt und wartet, bis das Kind auch selbst bereit für den Schritt des alleine Einschlafens ist.

 

Man kann natürlich auch probieren, ob es ein Hörspiel oder die Toniebox es ermöglichen, dass man den Raum verlassen kann. Trotzdem sollte man jederzeit wieder abrufbereit sein, damit das Kind das Vertrauen hat, dass man immer für es da ist, auch wenn man nicht anwesend ist.

 

Ein Nachtlicht oder ein Verbindungsritual können ebenso unterstützend sein.

Dies könnte z.B. ein Faden sein, der von der Hand des Kindes bis zu dem Raum, in der sich Mama/ Papa befindet, führt, ein Armband oder eine kleine Zeichnung auf der Hand, welche die Verbindung symbolisiert.

 

Ein weiterer Weg wäre, sich in Ministeps herauszuziehen. Bedeutet: Man beginnt bei der Einschlafbegleitung sich ans Bett zu setzen, statt daneben zu liegen, anschließend sitzt man etwas weiter entfernt vom Kind, irgendwann im Türrahmen, usw.

Bei dieser “Methode” ist wichtig, dass es einvernehmlich stattfindet. Die Schrittgröße und wie lange man bei einem Schritt bleibt bestimmt also das Kind mit.

Es ist niemandem geholfen, wenn sich ein Kind in den Schlaf weint oder Trennungsängste entwickelt. Kommunikation ist der Schlüssel.

 

 

Abschließende Gedanken

 

Das Thema Schlaf bei Babys und Kleinkindern ist komplex und von zahlreichen Faktoren abhängig. Die Unfähigkeit, alleine einzuschlafen, ist nicht auf einen Mangel an Disziplin oder eine schlechte Angewohnheit zurückzuführen, sondern vielmehr auf evolutionär bedingte, biologische und entwicklungspsychologische Gründe. Für Eltern ist es wichtig, Geduld zu haben, sich Unterstützung zu suchen und eine liebevolle, sichere Umgebung zu schaffen, die den Schlaf fördert. Indem wir die Bedürfnisse unserer Kinder verstehen und respektieren, können wir ihnen helfen, gesunde Schlafgewohnheiten zu entwickeln, die ihnen ein Leben lang zugutekommen werden.

In unserem Mitgliederbereich bei Gefühlvolle Familien findest du weitere Informationen zum Thema Baby- und Kinderschlaf, in Form von Impulsvideos und zwei Expertentalks. Hier geht es zur Anmeldung bei Gefühlvolle Familien
Wenn es in deiner Familie Herausforderungen zum Thema Schlaf gibt und du dir professionelle Unterstützung wünschst, schau dir gerne unser Schlafberatungsangebot an. Hier kommst Du auf unsere Schlafberatungsseite Dort stehen dir zertifizierte Schlafberaterinnen zur Verfügung, die zusätzlich alle zur gefühlvollen Familienbegleiterin ausgebildet sind und deshalb ganzheitlich, bedürfnis- und bindungsorientiert arbeiten.

Alles Liebe,

Caroline, Nina und Nadja

 

 

 

Verfasserinnen:

Caroline Helming, zert. gefühlvolle Familienbegleiterin

@caroline.helming

 

Nina Filz, gefühlvolle Familienbegleiterin

@nina.herzenssache

 

Nadja Fuchs, gefühlvolle Familienbegleiterin

@_gefuehlvoll_wachsen_

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Schreibabys gefühlvoll begleiten - Marei Theunert

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