Wenn dein Baby jeden Abend schreit

Ist mein Kind ein Schreibaby? Baby schreit ständig -gefuehlvolle_Familien

Dein Neugeborenes schreit jeden Abend?

 

Kennst du das Gefühl der inneren Anspannung, wenn der Tag sich dem Ende neigt? Dein Baby wird zunehmend unruhiger, bis es gefühlt ununterbrochen schreit. Abend für Abend geht das so, seit Wochen. So hast du dir das Elternsein nicht vorgestellt, du weißt nicht mehr weiter und bist am Ende deiner Kräfte? Dann ist dieser Beitrag für dich.

Hier erfährst du warum Babys überhaupt und vor allem am Abend schreien. Du findest liebevolle Impulse, die dir und deinem Baby helfen können, die allabendlichen Schreistunden zu überstehen. Um auch in akuten Stresssituationen einen Fahrplan zu haben, gibt es abschließend einen Erste-Hilfe-Plan und Infos dazu, wo du Unterstützung erhalten kannst.

 

Aber warum schreien Babys überhaupt?

 

Erstmal vorab, das Schreien von Babys ist Teil einer universellen Weltsprache und dient vor allem der Kommunikation. Dein Kind möchte auf sich aufmerksam machen und dir mitteilen, dass ein Beziehungsnotstand vorliegt. Eine längere Stille, Trennung und Bewegungslosigkeit können z. B. für dein Baby ein Hinweis von Gefahr sein, denn die Gehirnstruktur deines Kindes ist auf Steinzeit programmiert. Ruhe war also immer ein Anzeichen für eine drohende Gefahr und hatte zur Folge, dass z.B. der Säbelzahntiger bereits um die Ecke lauerte. Aber auch Aufregung, Anspannung und Hektik können ein Hinweis für Gefährdung sein.

Eine drohende Gefahr ist also ein möglicher Auslöser für das allabendliche Schreien, doch es gibt noch weitere mögliche Gründe.

 

Ganz allgemein wird zwischen drei Formen des Weinens unterschieden:

Bedürfnisweinen: Dein Kind hat Bedürfnisse, die über den Tag hinweg nicht ausreichend erfüllt wurden.

Erinnerungsweinen: Dein Baby drückt mit dieser Art des Schreiens eine Erinnerung an frühere Bindungserfahrungen aus, in denen es überwältigenden Stress und Schmerz erlebt hat. Es blieb ihm in dieser Situation keine andere Wahl, als mit innerem Rückzug auf die stressreiche Erfahrung zu reagieren. Diese prägenden Erfahrungen bleiben im Körpergedächtnis erhalten und können durch Reize wieder ausgelöst werden.

Resonanzweinen: Dein Baby schwingt sich auf emotionale und körperliche Spannungszustände seiner Begleiter ein und spiegelt diese in Form des Schreiens wider.

 

Warum schreit dein Baby vermehrt am Abend? Sind die Bauschmerzen dafür verantwortlich?

 

Auch wenn viele Eltern sich nichts sehnlicher Wünschen – eine eindeutige Erklärung für das allabendliche Schreien gibt es leider nicht. Fakt ist, es hat für Babys eine stresslösende Wirkung und in den wenigsten Fällen sind es die so oft vermuteten Drei-Monats-Koliken.

Mögliche Gründe können:

  • Überreizung
  • das Bedürfnis nach Nähe
  • Entwicklungs- und/oder Wachstumsschübe
  • oder auch Schmerzen sein.

Letztendlich dürfen wir Eltern nicht vergessen, nach 10 Monaten Schutz in Mamas schönem warmen Bauch ist die große, neue, laute Welt auch einfach ganz schön viel für ein so kleines Kind.

 

Was du tun kannst, um dein Baby in seinem Schreien gut zu begleiten?

 

Liebe Mama, lieber Papa, zuerst einmal möchte ich dir an dieser Stelle sagen, bitte setze dich mit dem folgenden Wissen nicht selbst unter Druck. Jeder Tag ist anders, mal ist es möglich neu Erlerntes umzusetzen und manchmal sind die eigenen Akkus einfach so leer und man verhält sich ganz anders als gewünscht. Nutzt das Wissen und findet in eurem Tempo euren eigenen Weg.

Während des Schreiens benötigen Babys eine sichere Bindungsperson.

Sei für dein Kind da und versuche selbst Ruhe zu bewahren. Vielleicht hilft es dir an dieser Stelle dir selbst bewusst zu machen, dass dein Kind keinen Mangel hat.

Babys wünschen sich Bindungspartner die spontan reagieren.

Es geht hier nicht nur um das Beruhigen des Kindes, sondern darum mit dem Kind zu kommunizieren, seine Signale zu verstehen und angemessen darauf zu reagieren. Es ist ein Prozess, bei dem Eltern und Kinder ihre Emotionen, Stimmungen und Reaktionen aufeinander abstimmen – sich miteinander einschwingen. Man spricht auch von Co-Regulation.

 

 

Was du in diesen herausfordernden Momenten für dich tun kannst?

 

Die Selbstanbindung ist eine wichtige Ressource (Kraft) um auch die schwierigen Momente mit deinem Kind zu bewältigen. Sie hilft nicht nur dabei dir selbst Halt zu geben, sondern wirkt sich auch positiv auf dein Baby aus. Indem Eltern beginnen, sich und ihren Körper zu erleben, werden sie für ihr Baby wieder körperlich spürbar und emotional verfügbar. Das Baby bekommt ein verlässliches Gegenüber zurück und reagiert darauf mit Entspannung.

Eltern übernehmen während des Schreiprozesses des Kindes die Rolle eines lebendigen Blitzableiters.

Darum ist es wichtig, dich selbst gut zu erden um diese mächtigen Körperenergien, die dein Baby während seiner Schreiattacke an deinen Körper abgibt, Stand zu halten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, um eine Verbindung zu dir selbst aufzubauen, während du dein schreiendes Baby begleitest. Auch hier gilt, schau welche Methode für dich passend ist.

  • orientiere dich im Raum (Was kannst du sehen, hören, spüren?)
  • spüre bewusst den Boden unter deinen Füßen (ziehe ggf. Schuhe und Socken aus)
  • beginne zu summen (Wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass die selbst erzeugten Vibrationen dabei helfen, Puls und Blutdruck zu senken und Stress zu reduzieren; so verleihst du dir und deinem Baby Gelassenheit und Entspannung)
  • atme bewusst in den Bauch ein und zähle dabei bis 4 , halte den Atem 7 Sekunden lang an, atme anschließend 8 Sekunden lang kräftig durch den Mund wieder aus (mehrmals wiederholen)

Neben all den kleinen Impulsen für den Moment ist es darüber hinaus essenziell wichtig, dass du über den Tag hinweg auch gut für dich sorgst, soweit es dir eben möglich ist. Welche Bedürfnisse hast du? Bist du durstig, hungrig, benötigst du einen Moment für dich allein, eine feste Umarmung, …? Wenn deine eigenen Bedürfnisse erfüllt sind, ist es einfacher auf die Bedürfnisse deines (schreienden) Babys einzugehen.

 

 

Wenn gar nichts mehr geht – dein Erste Hilfe Plan.

 

Das Wichtigste zuerst, bitte nicht schütteln! Bereits leichtes Schütteln löst schwere neurologische Schäden aus.

  1. versuche Ruhe zu bewahren
  2. lege dein Baby sicher ab (z. B. in seinem Bettchen)
  3. verlasse kurz den Raum und atme tief durch oder trinke einen kühlen Schluck Wasser
  4. kannst du dir Hilfe holen?

Wo du Unterstützung bekommst?

  • Ein afrikanisches Sprichwort besagt: „Es bedarf ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen.“ Baue dir dein eigenes (Unterstützer-) Dorf auf. Dein Dorf kann z. B. aus Familie, Freunden; Nachbarn, vertrauten Personen bestehen.
  • sprich deinen Kinderarzt an
  • nehme Kontakt zu Schreiambulanzen auf
  • wende dich an Pro Familia
  • kontaktiere ein Familienzentrum und frage nach den Frühen Hilfen
  • informiere dich über den Verein Schatten und Licht e. V.
  • nehme die Familienbegleitung über Gefühlvolle Familien in Anspruch

 

 

Schlusswort – Du machst einen tollen Job!

 

Die allabendliche Schreiphase ist unfassbar anstrengend und Eltern gehen in dieser Zeit weit über die eigenen Grenzen hinaus. Es ist also völlig okay wenn du das Elternsein aktuell nicht genießen kannst, dich nach früheren Zeiten mit mehr Freiheiten zurücksehnst und das viele Schreien als belastend zu empfindest. Doch du darfst auch zuversichtlich sein und wissen, dass diese belastende Phase vorübergeht und du nicht allein bist. Mit Geduld, Liebe, sowohl für dein Kind als auch für dich selbst und Unterstützung wirst du diese herausfordernde Zeit meistern.

Ich glaube an dich.

Deine Christine

 

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Verfasserin:

Christine Zakrzewski, zert. gefühlvolle Familienbegleiterin

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